Wie steht es um die stationäre Geburtshilfe in Lübeck?

Als die Schließung des Marienkrankenhauses im vergangenen Jahr bekannt wurde, gab es von vielen Bürger*innen und parteiübergreifend Proteste. Die Forderung: Ein Erhalt und Weiterbetrieb des Marienkreißsaales im Herzen der Hansestadt. Viele Lübecker*innen wurde hier in der Vergangenheit nicht nur geboren, die Geburtshilfe bietet werdenden Eltern auch eine Wahlmöglichkeit für ihre Entbindung. 

Als Reaktion erfolgte bis Anfang dieses Jahres dann eine Prüfung, ob der Standort und das Personal durch das Land übernommen werden könnten. Trotz intensiver Bemühungen und auch meines Einsatzes gegenüber der Landesregierung scheiterte dies aus wirtschaftlichen Gründen. 

Stattdessen wird der Marienkreißsaal nun vom UKSH übernommen und neben dem Eltern-Kind-Zentrum der Uniklinik bestehen bleiben. Übergangsweise sind die Geburtshilfe und das Personal bereits in eine ehemalige Intensivstation auf dem UKSH-Gelände gezogen. Da es an dem gesamten Vorgehen und der neuen Unterbringung viel Kritik gab, wollte ich mir unbedingt selbst ein Bild vor Ort machen. Wie funktioniert die Übergangslösung für die Hebammen und besteht aktuell weiterhin eine Wahlfreiheit, wenn die beiden Kreißsäle Lübecks nur wenige hundert Meter voneinander entfernt liegen?

Für meinen Besuch in meinem alten Lehrkrankenhaus haben sich neben den Leitungen der Geburtshilfe auch der Direktor der Klinik für Frauenheilkunde, Dr. Achim Rody, und der Vorstandsvorsitzende des UKSH, Dr. Jens Scholz, Zeit genommen. Nach einem kurzen Austausch darüber, was in der Entwicklung bisher nicht gut gelaufen ist und wie die Uniklinik auf die Zukunft der Geburtshilfe in Lübeck blickt, durfte ich beide Stationen besichtigen. Besonders beeindruckt haben mich dabei die modernen Standards im Eltern-Kind-Zentrum und der Geburtshilfe des UKSH. Neber der vollständigen Digitalisierung und den kurzen Wegen zwischen den Kreißsälen und der Neonatologie (Neugeborenenmedizin), wird dort besonders Wert auf die Aufenthaltsqualität für die entbindenden Frauen und deren Angehörigen gelegt. Wie wichtig dem Personal das Wohl der Familien ist, war im Marien-Übergangs-Kreißsaal besonders zu spüren. Der Einsatz des ehemaligen Marienkrankenhauspersonals kommt hier wirklich besonders zum Ausdruck. Dass die Mitarbeitenden trotz des wirklich schwierigen Prozesses rund um den Übergang so viel Herzblut in ihre Arbeit stecken, ist nicht selbstverständlich und verlangt mir großen Respekt und Dank ab.

Nach der anfänglich sehr emotional geführten Debatte um die Schließung des Marienkrankenhauses ist hier nun deutlich zu erkennen: Die Anliegen des Personals wurden in der Übergangslösung berücksichtigt. Eine der Hebammen sagt dazu: “Am Ende geht es uns doch vor allem darum, hier die qualitativ bestmögliche Geburtshilfe anzubieten.” Die Lage auf dem UKSH-Gelände und die Nähe zum Eltern-Kind-Zentrum bietet dafür vorerst das Beste aus zwei Welten: Die Fürsorge der Hebammen im Marien-Kreißsaal und die notfallmedizinische Expertise der Uniklinik.

Für meine Arbeit in Kiel nehme ich daher gerne den Wunsch der Hebammen aus dem Marienkrankenhaus auf und mache mich dafür stark, dass die notwendigen Voraussetzungen für eine vollständige Zusammenführung der beiden Häuser geschaffen und abgesichert werden. Ein zentraler Schritt ist mit dem Übernahmeangebot des UKSH an das gesamte Personal des Marienkrankenhauses bereits erfolgt. Im Weiteren muss nun der Neubau zur Erweiterung des Eltern-Kind-Zentrums vorangetrieben werden, ohne die aktuelle Versorgungsqualität einzuschränken.
Die weitere Umsetzung des Zukunftspaktes zwischen dem UKSH und dem Land Schleswig-Holstein ermöglicht damit nicht nur die Gesamtzahl der jährlich ca. 3600 Geburten in Lübeck zu erhalten, sondern auch höchste Standards in der medizinischen Versorgung und der Zufriedenheit bei den Patient*innen zu gewährleisten.

Ich danke Prof. Scholz, Prof. Rody und allen weiteren Beteiligten für die ausführlichen Einblicke und ihr Engagement bei der zunächst geplanten Über- und schlussendlich erfolgten Aufnahme des Marien-Kreißsaales am UKSH-Standort. 
Mein ganz besonderer Dank richtet sich insbesondere an die Hebammen Frau Baran und Frau Jaeckel, stellvertretend für die Teams der beiden Geburtsstationen. Mit Ihrem Einsatz leisten Sie einen unverzichtbaren Beitrag für alle gebürtigen Lübecker*innen und Schleswig-Holstein als hervorragenden Gesundheitsstandort.