Reden im Plenum

Von guten Bedingungen in der medizinischen Ausbildung profitieren alle Menschen bei uns im Land

Es gilt das gesprochene Wort!

TOP 26 – Bedingungen für Medizinstudierende im Praktischen Jahr verbessern

Dazu sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jasper Balke

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleg*innen,

#OhGottPJ, Ausbildung statt Ausbeutung und Praktisches Jahr – das „P“ steht für „pleite“ – das sind nur ein paar Ausdrücke, die die Medizinstudierenden auch in dieser Aktionswoche der bvmd, der Bundesvertretung von Medizinstudierenden in Deutschland, auf den Straßen und auf Social Media skandieren.

Und dass sie das tun, ist auch total berechtigt, denn es ist ja schließlich nicht nur im Interesse der Medizinstudierenden, der knapp 80.000 bvmd Mitglieder, zu denen ich auch gehöre, sondern im absolut breiten gesellschaftlichen Interesse, wenn deutlich gemacht wird, dass angehende Ärzt*innen gute Ausbildungsbedingungen und eine qualitativ hochwertige Lehre brauchen, liebe Kolleg*innen.

Und deshalb bin ich auch wirklich dankbar dafür, dass wir es geschafft haben, den vorliegenden Antrag, der aus meiner Sicht die zentralen Anliegen der Medizinstudierenden adressiert und sogar noch darüber hinausgeht, heute interfraktionell in den Landtag einzubringen, denn das ist auch ein Signal an die Studierenden, wie wichtig das Thema für uns ist.

Denn gute Bedingungen für die medizinische Ausbildung und Lehre können dafür sorgen, dass sich junge Menschen nach ihrem Studium entscheiden dort zu bleiben, wo sie gute Erfahrungen gemacht haben. Gerade in Anbetracht des bestehenden Fachkräftemangels müssen wir deshalb deutlich machen, wie wichtig gute Standortbedingungen auch für die Sicherstellung der Versorgung in Schleswig-Holstein sind.

Und wir besprechen den vorliegenden Antrag heute während der Aktionswoche der bvmd und der Initiative fairesPJ, die die Novellierung der ärztlichen Approbationsordnung als berechtigte Chance sehen, um gute und faire Ausbildungsbedingungen während des praktischen Jahres endlich auch festzuschreiben.

Diese Forderungen haben wir deshalb in unserem Antrag aufgegriffen und ich möchte an dieser Stelle nur ein paar davon herausstellen, weil es sich bei diesen eben nicht „nur“ um ein paar Studierendenanliegen handelt, sondern auch im Sinne einer qualitativ besseren Gesundheitsversorgung in Schleswig-Holstein sind.

Wahrscheinlich am wichtigsten ist zweifellos die Trennung zwischen Krankheits- und Fehltagen. Viele PJ-Studierende kommen momentan noch krank zur Arbeit ins Krankenhaus, weil sie sonst aufgrund der fast schon unmenschlichen Fehltagsregelung dazu gedrängt werden, auch ja nicht zu fehlen. Das vermittelt nicht nur kurz vor dem Berufsstart in den Beruf eine ganz schlechte Grundeinstellung, sondern ist auch eine direkte Gefährdung der Patient*innengesundheit.

Mindestens genauso wichtig ist aber auch die Einführung einer Mindestvergütung für die Medizinstudierenden im PJ und hier sehe ich gerade im Zuge der Krankenhausstrukturreform die Chance, die entsprechende Refinanzierung über die Krankenkassen direkt schon jetzt im KHVVG festzuschreiben. Zwar hat aus meiner Sicht ein immer noch zu großer Teil der Medizinstudierenden Eltern, die selbst Ärzt*innen sind und die dementsprechend keine Schwierigkeiten haben, ihre Kinder im Studium zu unterstützen, aber insbesondere im Sinne der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ist es wichtig, sich elternunabhängig auch im Praktischen Jahr ausschließlich auf die Lehre und nicht auf einen weiteren Minijob konzentrieren zu müssen.

In diesem Sinne habe ich mich auch sehr über die Einführung einer Vergütung im UKSH im vergangenen Jahr gefreut, dies kann aber nur ein Anfang sein. Und Stichwort UKSH: Es gibt auch bei uns im Land abseits der Debatten um die Ärztliche Approbationsordnung einiges zu tun, um die Bedingungen im PJ in Schleswig-Holstein zu verbessern.

Ich bin davon überzeugt, dass dies am besten im Dialog mit den Studierenden, den PJ-Beauftragten, den Professor*innen und Vorständen der Krankenhäuser funktioniert. Deshalb bitten wir die Landesregierung darum, schon jetzt tätig zu werden, um über Strategien zu beraten, wie die Lehre in Schleswig-Holstein im PJ priorisiert werden kann und die im Zuge der Novellierung der Approbationsordnung kommenden Qualitätsstandards so schnell wie möglich umzusetzen.

Ich bin davon überzeugt, dass dieser Antrag und die daraus resultierenden Tätigkeiten der Landesregierungen nicht nur zu entscheidenden Verbesserungen des Praktischen Jahres in Schleswig-Holstein, sondern auch zu einer qualitativ hochwertigeren Gesundheitsversorgung bei uns im Bundesland führen. Denn Ärzt*innen, die in Schleswig-Holstein ausgebildet wurden, sich in und mit unserem Land identifizieren und aufgrund ihrer guten Erfahrungen während der Lehre gerne in Schleswig-Holstein praktizieren, davon profitieren alle Menschen bei uns im Land.

Und in diesem Sinne freue ich mich wirklich ganz besonders, und ich gebe zu, auch nicht ganz uneigennützig, über in Zukunft verbesserte Bedingungen für die Medizinstudierenden. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.