Zum gestern veröffentlichten Brief der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KBZV) und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) an Bundeskanzler Olaf Scholz über die massiven Probleme der freiberuflichen Strukturen und der wohnortnahen Versorgung sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jasper Balke:
Es ist richtig, die Forderungen zum ambulanten Bereich der Gesundheitsversorgung nun auch an Bundeskanzler Olaf Scholz zu richten. Bei Bundesgesundheitsminister Lauterbach scheinen die meisten Forderungen bisher auf taube Ohren zu treffen.
Wir brauchen ein starkes regionales Management mit Praxen und Apotheken vor Ort als verlässliches Rückgrat der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Dieser Grundsatz scheint im Bundesgesundheitsministerium nicht so gesehen zu werden. Jedenfalls erwecken die vergangenen Äußerungen und das Nichthandeln des Ministers diesen Eindruck. Wir brauchen endlich eine Entbudgetierung der grundversorgenden medizinischen Fächer oder nach elf Jahren Stagnation eine Anpassung des Honorars der Apotheken an Inflation und Energiepreise. Stattdessen wirbt der Minister weiterhin für Gesundheitskioske und beschäftigt sich eher mit dem stationären Sektor.
Die Stimmung in Praxen und Apotheken ist dementsprechend auf einem Tiefpunkt. Wer aber den Grundsatz „ambulant vor stationär“ ernst nimmt, muss für attraktive Bedingungen und finanzielle Verbesserungen im niedergelassenen, im ambulanten Bereich sorgen.
Wenn nicht bald eine politische Trendwende eingeleitet wird, bricht uns der wichtigste Zugang der Menschen zum Gesundheitssystem weg. Es bleibt zu hoffen, dass der Kanzler nun ein klares Signal für eine Stärkung ambulanter Strukturen und der Selbstständigkeit setzt. Alles andere können wir uns nicht erlauben.