Wichtiges Signal für Entstigmatisierung und niedrigschwellige Hilfsangebote: Am 14. Oktober 2025 findet zum ersten Mal der “Tag der seelischen Gesundheit” statt. Von 14:00 bis 18:00 Uhr können sich Betroffene und Interessierte im Übergangshaus informieren und austauschen. Der Aktionstag geht zurück auf einen Antrag der Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, CDU und FDP und ist eingebettet in die bundesweit stattfindende “Woche der seelischen Gesundheit”.
Dazu Helmut Müller-Lornsen, sozialpolitischer Sprecher:

„Wir sind hocherfreut, dass unser Antrag zur Initiierung dieses Aktionstags so schnell in die Umsetzung gekommen ist. An den steigenden Fallzahlen sehen wir, wie wichtig dieses Thema ist. Aus Angst vor Stigmatisierung und aus Scham dürfte die Dunkelziffer allerdings deutlich höher sein. Viele Menschen scheuen sich, über seelische Probleme zu sprechen, weil psychische Erkrankungen noch immer mit Schwäche, Versagen oder Unzuverlässigkeit assoziiert werden.
Psychische Gesundheit ist jedoch ein zentraler Aspekt des allgemeinen Wohlbefindens und muss endlich enttabuisiert werden. Viele Menschen wissen nicht, an wen sie sich wenden können, wenn sie selbst oder Angehörige psychisch belastet sind. Mit diesem “Tag der seelischen Gesundheit” im Übergangshaus schaffen wir eine niedrigschwellige Plattform, auf der sich Bürger*innen zu Hilfsangeboten informieren und gegenseitig austauschen können– ohne Stigmatisierung, ohne hohe Hürden. Das ist ein wichtiges Signal für unsere Stadt.
Auch Lübecker Träger*innen haben auf dieser Veranstaltung die Möglichkeit, ihre Hilfsangebote vorzustellen und sich untereinander zu vernetzen. So erhoffen wir uns eine nachhaltige Stärkung der städtischen Strukturen in diesem Bereich. Wichtig war uns zudem, dass die Veranstaltung kostenneutral und mit minimalem Verwaltungsaufwand umgesetzt werden kann. Es braucht nicht viel, um Gutes zu bewirken. Wichtig ist der politische Wille – und den haben wir gemeinsam mit CDU und FDP mit diesem Beschluss unter Beweis gestellt.
Wir bedanken uns bei der Verwaltung und allen beteiligten Akteur*innen für die Umsetzung und laden alle Lübecker*innen herzlich ein, am 14. Oktober vorbeizukommen.”
Jasper Balke, gesundheitspolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion ergänzt:

„Psychische Gesundheit ist eines der relevantesten Themen in der aktuellen Zeit. Insbesondere junge Menschen leiden unter unsicheren Zeiten, dem Einfluss von Social Media und mangelnder Resilienz. Die Zahlen sind alarmierend: Laut aktuellen Studien zeigen inzwischen etwa 28–31 % der Kinder und Jugendlichen deutliche Auffälligkeiten, verglichen mit rund 18 % vor der Pandemie.
Jedes siebte Mädchen und jeder siebte Junge leidet unter depressiven Symptomen, und etwa ein Drittel fühlt sich regelmäßig einsam. Im Jahr 2022 wurden über 22.600 Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren aufgrund von depressiven Episoden stationär behandelt – das entspricht über einem Viertel aller stationären Fälle psychischer Erkrankungen in dieser Altersgruppe.
Vor diesem Hintergrund bleibt unerklärlich, weshalb die psychotherapeutische Bedarfsplanung seit Jahren nicht auf diese steigenden Zahlen reagiert. In Lübeck bestehen teilweise Wartezeiten auf einen Therapieplatz von über 6 Monaten, laut Bedarfsplanung ist die Region aber mit 110% Versorgungsgrad überversorgt. Dieser Zustand ist untragbar und sogar frevelhaft.
In der jetzigen Zeit brauchen wir eine Ausweitung der Kassensitze für die ambulante Psychotherapie und eine sichere Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Dafür braucht es eine politische Kraftanstrengung auf allen Ebenen.
Denn die Versorgungssituation bleibt dringend: Prävention, frühe Intervention und eine ausreichende ambulante und stationäre Versorgung müssen priorisiert werden. Wir brauchen eine umfassende Strategie, die Schule, Familien, Gesundheitswesen und Politik verzahnt, um das Thema psychische Gesundheit ganzheitlich anzugehen.”