Zur Ankündigung des Bundesgesundheitsministers zum neuen Pflegekompetenzgesetz, das unter anderem zusätzliche Kompetenzen im Berufsalltag der Pflegekräfte vorsieht, sagt der pflegepolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Jasper Balke:
Gute Nachrichten für Pflegefachkräfte und weitere Gesundheitsfachberufe! Viele Tätigkeiten im Gesundheits- und Pflegesystem stehen seit Ewigkeiten unter Ärzt*innenvorbehalt, obwohl diese längst viel praktischer von anderen Berufsgruppen wie den Pflegefach- oder Gesundheitsfachberufen durchgeführt werden könnten. Eine Änderung dessen würde nicht nur eine Menge Geld sparen, sondern auch zu einer Beschleunigung von Arbeitsabläufen und teilweise sogar höherer Versorgungsqualität führen.
Besonders absurd ist die Tatsache, dass die meisten Berufsgruppen, wie Hebammen und die Therapieberufe, in ihren Ausbildungsordnungen weitaus mehr Inhalte und Kompetenzen vermittelt bekommen, als sie im Berufsalltag dann tatsächlich ausführen dürfen. Pflegefachkräfte sind zum Beispiel sehr wohl selbst dazu in der Lage, fachlich fundierte Entscheidungen zu Schmerzmedikationen, Wundversorgung, Salben und Kathetern zu treffen.
Die Eckpunkte zum neuen Pflegekompetenzgesetz sind deshalb mehr als ein richtiges Zeichen der Ampel-Regierung an die im Gesundheitswesen tätigen Menschen. Diese werden mit ihren hohen Kompetenzen somit endlich gesehen. Damit beendet Deutschland seinen Sonderweg, der allein Ärzt*innen als Mittelpunkt unseres Gesundheitssystems sieht. In den meisten anderen Ländern der Welt wird den diversen Pflege- und Gesundheitsfachberufen in ihren jeweiligen Gesundheitssystemen weit mehr Verantwortung übertragen als in Deutschland. Das Gesetz spielt daher auch eine wesentliche Rolle auf dem Weg hin zu einer unbedingt notwendigen Öffnung der Primärversorgung, beziehungsweise des Direktzugangs der Gesundheitsfachberufe zu Patient*innen und damit nicht zuletzt einem der zentralsten Transformationsprozesse unseres Gesundheitssystems.
Die Notwendigkeit dieser Entwicklung haben wir in den letzten Monaten im Landtag auf Antrag der Grünen- und CDU-Fraktion als Position und Appell an die Bundesebene beschlossen, sodass sich Schleswig-Holstein bei der Erarbeitung der bevorstehenden Gesetze auf Bund-Länder-Ebene sicherlich konstruktiv einbringen wird.