Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 11 – Landesbericht zur Entwicklung der Gesundheitsberufe in Schleswig-Holstein
Dazu sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Jasper Balke:
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleg*innen,
die Gesundheitsfachberufe sind integraler Bestandteil unseres Gesundheitssystems. Wir haben uns hier schon häufiger über die Pflege-, Hebammen- und auch die Versorgung durch nicht-ärztliches Personal unterhalten. Häufig wird jedoch eine Gruppe vergessen, nämlich die Therapieberufe. Dabei sind auch sie unabdingbar, wenn wir an ein qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem denken.
Ohne sie wäre es noch häufiger als ohnehin schon notwendig, teure medizinische Prozeduren durchzuführen, die am Ende zwar Symptome bekämpfen aber meist keine nachhaltigen Therapieziele erreichen.
Auch sind sie unabdingbar, wenn es darum geht, spitzenmedizinischen Erfolg überhaupt sichtbar zu machen. Wer beispielsweise einen Schlaganfall erleidet und nach intensiver notfallmedizinischer Behandlung mit dem Leben davonkommt, für den ist es damit in den seltensten Fällen getan. Die Rehabilitation danach braucht meist altersabhängig Zeit und sie hängt auch damit zusammen, wie erfolgreich die Therapie durch Heilmittelerbringung der Gesundheitsfachberufe ist.
Dass die Bedeutung der Heilmittelerbringung in den nächsten Jahren immer größer wird, das zeigen die Zahlen deutlich. Der im letzten Monat veröffentlichte Heilmittelbericht des wissenschaftlichen Instituts der AOK zählt nämlich als häufigste Heilmittelverordnungsgründe Diabetes Mellitus und Symptome des Nerven- und Muskel-Skelett-Systems auf. Faktoren also, bei denen wir in den letzten Jahren erschreckende Anstiege verzeichnen müssen.
Am weit höchsten ist die Beanspruchung von Heilmittelerbringung jedoch bei den über 65-jährigen Pflegebedürftigen. Diese Gruppe wird, das zeigen seit Jahren alle Demoskopen, ebenfalls enorm ansteigen. Mit Ärzt*innen, MFAs, Pflegekräften, Hebammen und eben auch den Therapieberufen sprechen wir also eigentlich bei allen Berufsgruppen von einem eklatanten Fachkräftemangel.
Wir haben uns deshalb im Koalitionsvertrag verpflichtet, mit dem Pakt für die Gesundheits- und Pflegeberufe genau an dieser Stelle anzusetzen und gemeinsam mit allen relevanten Akteur*innen aus den Berufsgruppen und Verbänden Lösungen zu erarbeiten, wie der steigende Bedarf durch geeignete Maßnahmen erfüllt werden kann. Selbstverständlich werden im Rahmen dieses Vorhabens auch Daten anfallen, die den spezifischen Bedarf nach Berufsgruppe und Ort aufzeigen werden. Hierfür gibt es beispielsweise in Rheinland-Pfalz auch öffentlich einsehbare Analysetools, die ein Monitoring der Berufsgruppen über das Land hinweg anzeigt.
Es ist nur richtig, dass wir deshalb den Appell der SPD aufnehmen und die Landesregierung darum bitten, diese Daten und insbesondere auch die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen des Pakts für die Gesundheits- und Pflegeberufe zur Verfügung zu stellen. Doch wir müssen uns natürlich, insbesondere in Zeiten knapper Ressourcen, die Frage stellen, wie das vorhandene Personal so effektiv wie möglich in die Versorgung eingebettet werden kann.
Der Abbau von Doppelstrukturen, unnötigen Bürokratie- und Verwaltungsaufgaben und Regelungen, die aus einer Zeit des Fachkräfteüberschusses kommen, muss deshalb genauso Priorität haben, wie die Gewinnung von neuem Fachpersonal. Dazu haben wir auch in unserem Antrag einige Punkte aufgezählt, wie beispielsweise zur telemedizinischen Infrastruktur, der Kooperation der Berufsgruppen untereinander und der Delegation ärztlicher Tätigkeiten.
All das kann dazu beitragen, dass die Versorgung auch in Zukunft sichergestellt wird. Damit dies aber gelingt, braucht es jetzt schnell konkrete Ergebnisse und ich bin davon überzeugt, dass diese am aller besten mit den einzelnen Berufsgruppen und Trägern selbst geschaffen und erarbeitet werden können. Deshalb ist es wichtig, dass unser Pakt für die Gesundheits- und Pflegeberufe schnelle und durchdachte Lösungen liefert. Ich freue mich auf baldige Erkenntnisse und bedanke mich für die Aufmerksamkeit!
Vielen Dank!