Lasse Petersdotter:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
die aktuellen Zahlen zur Infektionslage sind hoch, auch bei deutlich abnehmender Tendenz. Das wäre vor Kurzem noch Anlass zur großen Sorge und für weitreichende Maßnahmen. Das ist heute anders. Diese Entwicklung ist für viele Menschen schwer nachvollziehbar und ich kann das verstehen.
Die Rahmenbedingungen haben sich stark verändert. Wir wissen mehr über Infektionswege und Infektionsvermeidung sowie die Möglichkeiten individueller Schutzmaßnahmen. Wir kennen mittlerweile Medikamente, die in der Lage sind, schwere Verläufe zu mindern oder das Risiko eines schweren Verlaufes zu reduzieren. Aber vor allem haben wir insbesondere in Schleswig-Holstein mittlerweile eine sehr stark ausgeprägte Basisimmunität durch eine hohe Impfquote und bereits durchgemacht Infektionen. Das Virus trifft heute nicht mehr auf eine weitgehend ungeschützte Gesellschaft.
Wir befinden uns in einem Prozess einer auslaufenden Pandemie, im Beginn einer endemischen Phase.
Trotzdem gibt es weiterhin Risiken und berechtigte Sorgen. Vor beispielsweise Post- und Long-Covid. Deswegen werden wir spezialisierte Ambulanzen stärken, ebenso wie die Forschung. Die Anhörung hat abermals gezeigt, wie wichtig Forschung und Wissenschaft für unsere Gesellschaft sind.
Das Votum der Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Fachbereiche für eine Abschaffung der Isolationspflicht war relativ deutlich. Aber am Nachmittag der Anhörung wurden auch kritische Stimmen, insbesondere aus der Praxis, lauter. Hier ist es unsere Verantwortung und Aufgabe, eine abgewogene Entscheidung zu treffen. Die im Antrag beschriebenen Regeln für symptomlose Infizierte sind eine solch abgewogene Entscheidung.
Die Bedenken, dass Menschen auch trotz Erkrankung auf der Arbeit erscheinen, verstehe ich. Diese Sorge vor der Kultur des „trotzdem Arbeitens“ wird aber schnell entkräftet von einer Kultur des „nicht Testens“ oder einer Kultur des „Testergebnisse Verschweigens“.
Wir alle haben sicherlich zuletzt Gespräche etwa mit Solo-Selbständigen geführt, die sich aus Angst vor der Isolationspflicht erst gar nicht testen lassen. Besonders hart trifft diese Dynamik aber Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Besonders dann, wenn der Monatslohn direkt von der Anzahl der gearbeiteten Stunden abhängt.
Es ist im Interesse aller, diese Kultur am Arbeitsplatz zu durchbrechen. Und ja, hier sind besonders die Arbeitgeber in der Verantwortung. Nur so kann die Abschaffung der Isolationspflicht gelingen.
Auch andere Länder machen sich gemeinsam mit uns auf den Weg, weitere Länder folgen.
Wir merken also: Die Lage ist heute eine andere, aber die Herausforderungen sind eben auch andere. Wir müssen nun die Folgen der Pandemie bewältigen. Das bedeutet unter anderem eine psychische Entlastung. Hierzu werden wir beispielsweise die Traumapädagogik in der Schule stärken und so Fachkräfte im Umgang mit den Folgen der Pandemie sensibilisieren und unterstützen. Das gilt auch für den Sport, wovon auch Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen profitieren werden.
Auch die Gewalt gegen Kinder hat zugenommen. Darum werden wir die Kinderschutzzentren in Schleswig-Holstein stärken. Ältere haben stark unter der Pandemie gelitten, insbesondere durch Einsamkeit. Deswegen werden wir ein Programm für Senior*innen aufsetzen.
Mit diesem Antrag legen wir ein Konzept für einen angepassten Umgang vor. Unabhängig davon werden wir die aktuelle Lage weiterhin genau Beobachten und bewerten. Stets mit der Bereitschaft wirksam zu handeln.
Vielen Dank!“