Koalitionsvertrag

Schwarz-Grüner Koalitionsvertrag: Wissenschaft

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Forschung

Die vielfältige und exzellente Wissenschaftslandschaft in Schleswig-Holstein werden wir weiterhin stärken. Transfer und Innovationen, die insbesondere den großen Herausforderungen unserer Zeit begegnen, werden wir gezielt unterstützen.

Innovation und Transfer

Unsere Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind zentrale Akteure für gesellschaftliche und technische Innovationen. Die Förderung der Forschung sowie des Innovations-, Wissens- und Technologietransfers sind für die Zukunft unseres Landes von entscheidender Bedeutung.

Noch stärker als bisher müssen wir Forschung erfolgreich in die Anwendung bringen, neue innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln und in den Markt überführen, um die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit des Innovationsstandorts Schleswig-Holstein zu stärken. Ein neues Förderprogramm des Bundes für Innovationsagenturen begrüßen wir in diesem Zusammenhang.

Wir werden auf Grundlage der Empfehlungen der Begutachtung des schleswig-holsteinischen Hochschulsystems durch den Wissenschaftsrat Maßnahmen zur besseren Nutzung der Potenziale in den Leistungsdimensionen Lehre, Forschung, Transfer und Infrastruktur zur Steigerung der Innovationskraft unseres Landes ergreifen. Dafür werden wir ein Innovationsbudget einrichten.

Wir wollen die Spitzenforschung aller Hochschularten fördern und sichtbar machen. In diesem Zusammenhang begrüßen wir die Gründung der Allianz für Spitzenforschung.SH. An den Hochschulen für angewandte Wissenschaft werden wir den Spielraum für Lehrermäßigung erhöhen und damit den dortigen Professorinnen und Professoren mehr Zeit für Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer schaffen.

Für einen gelingenden Wissens- und Technologietransfer schaffen wir transferfördernde Rahmenbedingungen. Wie bei den Querschnittsaufgaben Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden wir auch in anderen Forschungsfeldern sogenannte innovative Hub-Strukturen etablieren, in denen sowohl Hochschulen und Forschungseinrichtungen als auch Unternehmen und weitere gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure interdisziplinär zusammenarbeiten können.

Wir begrüßen es, dass auch Private unsere Hochschulen unterstützen und fördern möchten. Wir setzen uns gerade in Hinblick auf Kooperationen mit der Wirtschaft und Privatpersonen für Regelungen ein, die sicherstellen, dass es zu keinen Interessenkonflikten kommt.

Mit der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und der Musikhochschule in Lübeck haben wir Keimzellen des kreativen Nachwuchses. Wir wollen den Transfer zwischen allen Hochschulen im Land mit künstlerischen und kreativen Studiengängen sowie der Kreativwirtschaft wie der Musikwirtschaft, der Designwirtschaft sowie der Software- und Games-Industrie stärken und fördern.

Außeruniversitäre Forschung

Neben unseren Hochschulen sind die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in unserem Land zentrale Innovationsmotoren.

Wir werden eine Strategie zur Förderung unserer Fraunhofer-Einrichtungen entwickeln. Das Land wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, strategisch technologische Entwicklungen an den Fraunhofer-Standorten zu unterstützen und ihre praktische Umsetzung zu fördern. Dazu gehört auch, dass wir Fraunhofer-Leistungszentren etablieren.

Das Land wird sich darüber hinaus weiterhin für den Ausbau bestehender und die Ansiedlung neuer außeruniversitärer Forschungseinrichtungen einsetzen. Aktuell unterstützen wir die Bewerbung von Hereon und CAU für ein neues Helmholtz-Institut in Kiel.

Die exzellente Meeresforschung im Land wird weiterhin nachhaltig unterstützt. Die „Deutsche Allianz Meeresforschung“ wollen wir gemeinsam mit den norddeutschen Partnerländern und dem Bund weiterentwickeln und stärken. Wir setzen uns dafür ein, dass der Betrieb des neuen Forschungsschiffes METEOR IV mit dem Heimathafen Kiel durch das GEOMAR Helmholtz- Zentrum für Ozeanforschung Kiel erfolgt.

Energiewende

Die erfolgreichen Kooperationen und Aktivitäten, die in der zurückliegenden Legislatur initiiert wurden, gilt es, weiter auszubauen. So werden wir beispielsweise die Energiewendeforschung und hier insbesondere die Wasserstoffforschung weiter stärken. Wir werden die Weiterentwicklung des Landes-Kompetenzzentrums Wasserstoffforschung (HY.SH) unter Einbindung aller wissenschaftlichen Akteurinnen und Akteure des Landes weiter vorantreiben. Hierzu wurde mit Landesmitteln bei der EKSH (Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH) ein Wasserstofffonds aufgelegt, der die Wasserstoffforschung innerhalb der Hochschulen finanziell unterstützt und welcher weiter aufgestockt werden soll.

Unser Ziel ist es, mittelfristig ein schleswig-holsteinisches Kompetenzzentrum zur Energiewendeforschung zu schaffen. Wir werden dazu unter dem Dach der EKSH zur weiteren Bündelung der Netzwerkaktivitäten im Bereich der Energiewendeforschung sowohl das neu errichtete Wasserstoffkompetenzzentrum HY.SH weiterentwickeln, als auch die erfolgreiche Arbeit des bisherigen Kompetenzzentrums EEK.SH zukunftsgerichtet fortsetzen. Für die Unterstützung dieser Arbeit und zum Ausbau der Energiewendeforschung der Hochschulen wollen wir eine Finanzierungsgrundlage schaffen.

Wir werden neue Studiengänge im Bereich Energie und Klimaschutz an den Hochschulen des Landes auf den Weg bringen.

Reallabor SH.Klimaneutral

Wir werden ein „Reallabor SH.Klimaneutral“ auf den Weg bringen. In diesem werden dezentrale Organisationseinheiten unterstützt, den Weg zur CO2-Neutralität zu beschreiten und vorhandene Erkenntnisse aus der Forschung auf Anwendbarkeit zu überprüfen. Im iterativen Austausch aller Projekte sollen dann unter Beteiligung der Öffentlichkeit Best- Practice-Beispiele der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt und weiter unterstützt werden. Auf diese Weise soll so viel Wissen wie möglich aus allen Gesellschaftsbereichen einbezogen werden. Zudem sollen mögliche Hürden identifiziert und abgebaut werden, um das Ziel der CO2-Neutralität im ganzen Land schneller zu erreichen.

Zukunftschance Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) bietet als Schlüsseltechnologie für die Zukunft große Chancen für Innovationen und für die Umsetzung wichtiger gesellschaftlicher Ziele, insbesondere der 39

Nachhaltigkeit. Durch die stetige Zunahme von Daten und Rechenleistung gewinnt KI auch für die KMUs eine herausragende Bedeutung. Wir werden ihre Chancen weiter nutzen und gezielt investieren. So wollen wir unseren KI-Cluster weiterentwickeln und das KI-Sondervermögen fortführen sowie gesellschaftliche Diskussionen zur Verwendung von KI und ethischen Grenzen auch bei uns im Land vorantreiben

Wir werden unseren kleinen und kommunalen Unternehmen eine Plattform bieten, um im geschützten Raum KI-Technologien auszuprobieren und für ihr Geschäftsfeld zu entwickeln.

Mit einer Datenoffensive wollen wir die Verfügbarkeit öffentlicher Daten verbessern und auch mit der Privatwirtschaft sprechen, wie auch ungenutzte privatwirtschaftliche Daten angedockt werden können. Darüber hinaus wollen wir die Nutzung von Daten für wissenschaftliche und industrielle Forschung und Entwicklung stärken. Die Leistungsfähigkeit von Dateninfrastrukturen wollen wir weiter verbessern.

EU-Forschung und -Förderung

Auf Ebene der EU und des Bundes setzen wir uns für standardisierte Rahmenbedingungen in der Forschung ein, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu vereinfachen. Dies stellt eine Chance für die grenzüberschreitende Forschung dar mit dem Ziel, Prozesse zu beschleunigen und langfristig die standardisierten Rahmenbedingungen bei der Zulassung von beziehungsweise zu grenzüberschreitenden Studien länderübergreifend anzugleichen. Neben den regulatorischen Anforderungen sollen dabei auch inhaltliche Aspekte wie zum Beispiel patientenorientierte Endpunkte und Bewertungskriterien von Studienprotokollen harmonisiert werden. Patientenbezogene Forschung sollte in der EU harmonisiert werden, um Nachteile für Patientinnen und Patienten innerhalb einiger EU-Staaten zu minimieren beziehungsweise zu beseitigen.

Die Qualität der medizinischen Versorgung und der Forschung hängt neben den Aspekten wie der Ausbildung von medizinischem Personal, der technischen Ausstattung oder organisatorischen Aspekten auch im Wesentlichen von Informationen ab. Auf diese Weise soll der Wissenschaft und der Industrie eine Orientierung und zielgerichtetes Arbeiten ermöglicht werden. Daher soll für die Kooperation mit anderen EU-Staaten (Interreg Raum) eine digitale Austauschplattform geprüft werden, auf welcher Ethikkommissionen und Behörden der einzelnen EU-Staaten sich untereinander beraten können.

Den Wissenschaftlerinnen, die Wissenschaftler und weiteren projektbeteiligten Industrien und Projektpartnerinnen und Projektpartnern wird so ein lancierter und gleichwertiger Start bei grenzüberschreitenden Forschungsprojekten ermöglicht. Bei der Kooperation von Medizin und Industrie muss ein umfassendes Maß an Transparenz und klaren Grenzen gesetzt sein. Die Balance zwischen der notwendigen Kooperation und der persönlichen sowie institutionellen Unabhängigkeit muss dabei garantiert sein.